Jocelyn Brown – Sample Queen Divas
Geschrieben am 15. Oktober 2015 von Michel Mertens
Jocelyn Brown
„Solange ich die Menschen damit glücklich machen kann, habe ich das Gefühl, daß ich meinen Job richtig mache!“ – Jocelyn Brown
Mein erster bewusster Kontakt mit der großartigen Stimme von Jocelyn Brown war 1991 mit 12 Jahren. Ich weiß noch heute, wo ich war als ich zum ersten Mal „Always There“ von Incognito gehört habe und dachte: „Wow, was für ein Song, was für eine Stimme.“
Ich war mit meinen Eltern im Norwegen Urlaub und hatte diesen großartigen irischen Radiosender namens Atlantic 252 über Langewelle (LW) gefunden. Der Sound war dementsprechend mies aber die Playlist war enorm cool. Und dann drang diese fette Nummer durch die Boxmembran meines kleinen Radio Kassettengeräts. Schnell die Aufnahme gedrückt.
Ach, die singt das?
Nichts gegen das Original von Side Effect aus den 70ern, Incognito verfeinerte jedoch das Arrangement und transportierte es perfekt in die 90er und speziell Jocelyn Brown gab dem Titel, dank ihrer kraftvollen Stimme, den letzten Schliff, so daß er bis dato modern klingt und ein Klassiker geworden ist.
„I’m Every Woman“ ist einer der krassesten Titel , die ich in meinem Leben gehört habe. Dabei Chaka Khan zuzuhören war noch intensiver, weil die Frau einfach abgeliefert hat. Aber an ihrer Stelle es zu singen? Nein! – Jocelyn Brown (2009)
Erst Jahre später habe ich bemerkt, daß ich Jocelyn Brown schon in anderen Produktionen gehört hatte. Angefangen bei Snap. Das ultimativ eintrichternde „I GOT THE POWER!“ wurde aus ihrem Solosong „Love’s Gonna Get You“ gesamplet. Aber auch Bizzarre Inc. haben sich im Track „I’m Gonna Get You“ deutlich bedient. Mobys „Go“ wurde dank des Jocelyn Brown Samples zum Hit und Start seiner Karriere. 2009 verklagte sie zusammen mit Warner Brothers Snap auf 10 Millionen Pfund Schadensersatz.
„Ich würde denen das nicht durchgehen lassen. Einfach meine Stimme zu nehmen, mich noch nicht mal im Video zu zeigen, so daß die Leute sehen können, woher die Stimme kommt. Es war hart für ein Model die Stimme zu imitieren. Die Leute wussten nicht, daß es nicht ihre Stimme war. Es ging nur um das Image.“ –Jocelyn Brown (2009) (über die illegale Nutzung von Loleatta Holloways „Love Sensation“ in Black Box „Ride On Time)
Videos + Interviews
Erst Jahre später, als ich mich mit Jocelyn Browns Werdegang beschäftigt hatte, wurde mir klar, wie viel Dancemusikfans dieser Künstlerin zu verdanken haben.
Wie fast jede herausragende Sängerin der 70er und 80er hat sie bereits mit 3 Jahren in einem Gospel Chor angefangen. Ihre Tante (Mitglied der Disco Truppe Ecstasy, Passion & Pain) brachte sie mehr oder weniger zur Popmusik. Erst als Backgroundsängerin, später dann als Teil einer Gruppe, dann Solokünstlerin.
„Ich denke nicht darüber nach ein „Star“ zu sein. Wenn das passieren sollte, dann liegt es in Gottes Hand und ich danke ihm für all die Segen. Ich habe mit einigen talentierten Musikern, Produzenten, Ausnahmekünstlern, Radio und TV Moderatoren und mit ein paar der besten DJs auf der ganzen Welt zusammen gearbeitet.“ – Jocelyn Brown
Kooperationen
Schon von Beginn an ihrer Karriere kann man erkennen, daß Jocelyn Brown einen gesunden Teamgeist besitzen muss. Die Liste ihrer Projekte und Gruppen ist fast endlos. Angefangen in den 70ern mit Peter Brown, Cerrone („Hooked On You“), Chic, Change, Musique („Keep On Jumpin‘“), Inner Life („Moment Of My Life„); fortgesetzt in den 90er und 2000ern in Kooperationen mit Incognito, Todd Terry, Masters At Work, Erick Morillo, Cassius, Joey Negro, David Morales, Junior Jack, John Cutler und viele viele andere.
„(Die Musikszene)…ja, sie hat sich geändert. Es gibt nicht mehr so viel Gefühl wie einst. Die Grooves berühren nicht mehr so stark die Seele“ – Jocelyn Brown
Sie prägte die Discowelle in den 70ern. Ihre R&B Karriere als Solo Künstlerin bekam aber erst Mitte der 80er den richtigen Schub. Mit ihrer Schwester Annette Brown schrieb sie DEN Club Klassiker überhaupt, „Somebody Elses’s Guy“ ist nach wie vor einer der bekanntesten Tanzflächenfüller und wurde mehrfach gecovert (u.a. von CeCe Peniston). George Michael hatte für seinen Track „Too Funky“ Passagen „wiederverwertet“. Es existieren mittlerweile aber auch zahlreiche Remixe.
Sie wurde zu einer der beliebtesten Sängerinnen und Texterinnen. Für sie ist es wichtig alles an Gefühlen in Songs hineinzulegen. Als Songschreiberin verrät sie, daß Texte Emotionen jeglicher Art gut transportieren müssen. Sie sollten aus dem tiefsten Herzen und der Seele kommen, nur so funktionieren sie.
Von hauchzart bis kontrollierte Urgewalt. Das ist Jocelyn Brown. Seit 1990 wohnt die gebürtige Amerikanerin in London.
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(dieser Artikel wird kontinuierlich aktualisiert. Bei wichtigen Zusätzen, Interviews und Korrekturen lasst einfach einen Kommentar da oder schreibt mir)