Udo Sievering / DJ Crash
Von Michel Mertens
Was ich bei Shake!FM mache:
DJ, Event & Battle Dance Kalender
Dabei seit: Mai 2017
Aufgewachsen bin ich im idyllischen Emsland. Genauer gesagt in Haselünne, wo ja bekanntlich auch der Berentzen Schnaps herkommt.
Irgendwann im Herbst 1983 schaute ich auf dem schwarz-weiß TV in meinem Zimmer die Tagesschau. Der Sprecher kündigte an, dass in New York ein neuer Tanz erfunden wurde, der sich Breakdance nennt.
Was dann folgte, veränderte und beeinflusste mein Leben immens.
Zu pochenden Beats tanzten einige Tänzer am Times Square Breakdance und Electric Boogie. So waren die Begriffe, die uns damals in den Medien vermittelt wurden.
Ich war so fasziniert, dass ich es kaum erwarten konnte mehr Informationen zu bekommen. Internet gab es ja damals noch nicht, aber es dauerte nicht lange, bis dieser neue Trend nach Europa überschwappte. In Sendungen wie „Na Sowas!“ mit Thomas Gottschalk, in der Sportschau, in der Musiksendung „Formel Eins“ und sogar in der „Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck traten Künstler aus den USA auf oder es wurden Musikvideos mit Breakdance gezeigt. Bei „Na Sowas!“ gab es sogar einen Wettbewerb.
Dann gab es noch die Sendung „Breakdance“ mit Eisi Gulp und auch die Zeitschrift Bravo brachte ein Sonderheft raus und es gab einen deutschlandweiten Wettbewerb, der in verschiedenen Städten stattfand. Bei einem Vorentscheid habe ich sogar damals gewonnen und dabei meine erste Breakdance Crew aus Aschendorf kennengelernt.
Breakdance bestimmte damals zum größten Teil meine Freizeit. Ich trainierte überall, wo ich konnte, und hatte ständig blaue Flecken und Abschürfungen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, meine ziemlich erfolgreiche Karriere als Leichtathlet (Mittelstreckenläufer) zu beenden.
Damals war ich mit meiner Gruppe nur regional unterwegs, tanzte auf Schulfeiern, auf der Kirmes und Schützenfesten und natürlich in den Discos, wo die Musik von Sugarhill Gang, Kurtis Blow, Grandmaster Flash & The Furios Five und Weststreet Mob lief. 1985 war Breakdance dann plötzlich out!
Ich trainierte trotzdem regelmäßig und lernte dann über meine Schwester Riko kennen. Er war ein Klassenkamerad von Manuela und kam mal vorbei, als ich auf der Rasenfläche vorm Haus die Windmill übte. Danach waren wir mehrere Jahre zusammen unterwegs und spielten später auch zusammen Basketball im Verein.
1987 gab es dann so etwas wie eine Wiedergeburt. Nachdem ja, wie bereits geschildert, Breakdance für out erklärt wurde, fand in Bremen Ende 1987 eine Hip Hop Jam statt, auf der ich so berühmte Leute wie Swift & Storm (Battle Squad) und DJ Stylewarz getroffen habe. Von da an wurden die Battles und Jams größer und mehr. Ich ging damals fast jedes Wochenende ins „Cartoon“ nach Sögel. Der Club war direkt gegenüber der US Army Kaserne und natürlich lief dort fast nur Funk, Disco und Soul.
Anfang der 90er gab es dann in Celle und Hannover das „Battle of the year“. Dort lernte ich viele weitere Tänzer, DJs, Rapper und Graffiti-Sprayer kennen. Sogar Crazy Legs und Mr. Wiggles von der „Rock Steady Crew“ kamen damals nach Deutschland und waren zu Gast bei einigen Events.
Zum gleichen Zeitpunkt bildete sich in Oldenburg eine starke Szene zu der auch DJ Mirko Machine gehörte. Von ihm lerne ich einige Scratch Basics und wie man den Fader des damals gängigen Gemini Mixers frisiert. Mitte der Neunziger verlagerte sich dann mein Schwerpunkt mehr zum DJing. Tänzerisch hatte ich es eh schwer mit meinen 1,91m. Natürlich habe ich auch Graffities gesprüht, aber meine Leidenschaft galt vorwiegend der Musik. Also legte ich oft auf Jams und Battles für B-Boys auf. Nach dem Abitur 1987 studierte ich zudem in Emden, wo ich Mitbegründer der dortigen Hip Hop Szene war. Legendär waren einige Jams im JZ Barenburg und in der „Alten Post“. Auch dort hatte ich eine B-Boy Crew (B-Boying ist der eigentliche Begriff für Breakdance) und gründete 2 Rap Gruppen mit Freunden („Bitches best friends“ und „Der grüne Zweig“).
Ein weiterer langjähriger Wegbegleiter ist Martin (Staze). Mit ihm lernte ich SPAX kennen, der dann in unserer Gruppe „Bring da noiz“ Rapper, ich DJ und Martin einer der Tänzer war. Später gründete ich dann nur mit Martin, Steve und Marc „2 Badd Brodaz“, eigentlich die erfolgreichste Rap-Gruppe in der ich tätig war. Wir traten sogar als Vorgruppe von „Fettes Brot“ auf und hätten fast ein Album rausgebracht, aber leider verlief irgendwie alles im Sande. Martin, Marc, Steve und ich wohnten leider alle nicht in direkter Nähe zueinander. Wir waren immer nach der Suche nach guten Clubs um Hip Hop, Funk oder New Jack Swing zu hören. Damals fuhren wir nach Herford, Hengelo, Osnabrück, Bremen, Bad Oyenhausen oder Oldenburg.
Ende der 90er wurde ich dann beruflich von Emden nach Essen versetzt. Von dort zog ich nach einiger Zeit, wegen eines Jobwechsels zu Nokia, nach Bochum. Leider habe ich dort aus beruflichen Gründen meine DJ Tätigkeit sehr vernachlässigt. Das ganze änderte sich 2008. Mittlerweile lebte ich da schon einige Jahre in meiner heutigen Heimatstadt Düsseldorf. Dort bildete sich ca. 2003 eine starke Tanzszene rund um das Tanzhaus und dem Jugendzentrum Icklack. Zu den Battles „Global Skillz“ und „Funkin‘ Stylez“ kamen bereits Tänzer aus dem gesamten europäischen Ausland oder auch aus den USA. 2008 habe ich dann das erste Mal wieder auf einem Battle, dem „Juste Debout (Germany)“ aufgelegt. Ein deutscher Vorentscheid, dessen Gewinner beim Finale in Paris teilnehmen. Dort gab es dann kein B-boying sondern eher Kategorien, die „nur oben“, also auf französisch „Juste debout“ getanzt werden. Popping, Locking, Hip Hop (Freestyle), House und Experimental. Ich fing an für Popping und Locking aufzulegen. Locking halt wegen Funk und Discomusik und Popping wegen der fetten G-Funk Tracks. Zudem habe ich auch einige Jahre Popping bzw. Boogaloo trainiert, da ich Sandeep aus Heidelberg kennenlernte, der mir viel Groove beibrachte.
Seitdem lege ich regelmäßig auf internationalen Battles auf. Bisher in Deutschland, der Türkei, Holland, Russland, England, Litauen, Österreich und auch in New York.
Zum Global Skillz oder Funkin‘ Stylez in Düsseldorf kamen schon immer Tänzer aus Paris und New York. Prägend waren dabei vor allem die Bekanntschaften zu den Jungs von O’Trip House aus Paris und den Tänzern Archie Burnett, Bravo LaFortune und Conrad Rochester aus New York.
Und jetzt muss ich mal ein wenig ausholen! Ich liebe RAP, vor allem während der 90er, der „Golden Era“ des Hip Hop feierte und feiere ich z.B. bis heute „A Tribe Called Quest“, „EPMD“, „The Pharcyde“, „Gangstarr“ und „J Dilla“. Irgendwann nach 2000 änderte sich dann der Sound zuerst diese AV8 Scheiben mit dem gröhlenden Fatman Scoop, dann kam Dirty South und was weiß ich sonst noch. Richtig übel finde ich Trap oder Mumble Rap. Mir ging der Spirit des Hip Hop verloren und ich möchte da auch gar nicht mehr zu schreiben. Sicherlich gibt es aber heute auch immer noch gute Sachen, man hört davon aber nur wenig oder gar nichts in den Charts. Stone Throw ist da z.B. ein Label mit vielen guten Künstlern.
.. und dann kam House Musik. Klar, habe ich früher auch schon House (Crystal Waters, Ten City, Adeva, Tyree Cooper, Fast Eddie, Frankie Knuckles, ..) gehört, aber eher unbewusst. Beeinflusst durch eben diese oben genannten Tänzer interessierte ich mich mehr für Deep- oder Soulful House und begann für die kleine deutsche Housedance Szene auf Sessions und Battles aufzulegen. House gab mir wieder dieses tiefe Gefühl, eine Seele in aktueller Musik zu finden. Ich begann zu recherchieren und es zahlte sich aus, zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein. 2012 legte ich das erste Mal beim „Housedance International“ in New York auf. Ein Event bei dem viel gejammt wird und es Wettbewerbe im House, Voguing, Waacking und Hustle gibt. Ich kann jedem nur empfehlen, mal nach einigen der genannten Personen oder Events auf Youtube zu suchen.
Afro Deep oder Afro Tech sind dann Richtungen vorwiegend aus Südafrika. Von dort kommt großartige Musik mit DJs und Produzenten wie z.B. Black Coffee, Djeff Afrozilla oder auch dem aus Würzburg stammenden Deutschen Ralf GUM.
Mittlerweile lege ich vorwiegend House auf, freue mich aber auch immer Beats für die Popper und Funk bzw. moderne Musik die funky ist für die Locking Tänzer aufzulegen. Ich habe durch den Tanz und die Musik viele wunderbare Menschen kennengelernt und im letzten Jahr kamen dann der Michel Mertens von shake.fm und DJ André Fossen mit seinen Kollegen dazu.
Heute reicht mein Netzwerk rund um die Welt. Die Hip Hop Dance Community ist eine riesen Familie und mit meinen engsten Freunden (DJ Joseph Wu, Vunky Lao, Ice-C, Just-A-Kid und DJ Fayme) heizen wir auf den Battles ein. Über shake.fm wünsche ich mir in Zukunft aber auch andere Menschen mit guter Musik zu verwöhnen.
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